Löwe - Der anspruchsvolle König der Savanne

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    • Löwe - Der anspruchsvolle König der Savanne

      Moin,

      vor einiger Zeit hab ich das ja versprochen. Inzwischen hab ich > 100 Gefechte mit dem König der Tiere und traue mir zu, dafür einen Guide zu schreiben.

      Vorab und insbesondere für Neulinge: Der Löwe ist ein sehr schwer beherrschbarer Panzer. Auf gleicher Stufe (Tier VIII) sind die meisten Panzer - vielleicht mit Ausnahme des Panther II - einfacher zu fahren als der Löwe. Überlegt euch daher gut wenn ihr euch einen Premium-Panzer kaufen wollt, ob es denn der Löwe werden soll.

      Kurzer historischer Abriss

      Der Löwe wurde als Panzerkampfwagen VII (VK70.01) als überschwerer Panzer im Frühjahr 1942 geplant, doch niemals gebaut. Die Planungen und Entwürfe wurden später zugunsten der Maus aufgegeben. In der Realität hat man den Löwen daher nie gesehen, er existiert allerdings als Modell.

      vk-7001-loewe-new-connection.jpg
      (Quelle: modellversium.de)

      Der Löwe im Spiel

      Eingestuft als schwerer Panzer der Stufe VIII lockt er unter anderem mit seinem Respekt einflößenden Namen zum Will-haben-Kauf ein. Man erhält für diese kleine Unachtsamkeit einen Heavy mit Ecken und Kanten. Hier mal ein paar Pros und Cons:

      Sehr sehr gut ist die Genauigkeit der Kanone. Die 10,5 cm Kw.K. L/70 streut auf 100 m quasi kaum (33 cm). Das macht den Löwen auf Entfernung zu einer Präzisionswaffe. Selbst sehe ich auch immer zu, dass das Wirken aus der Entfernung möglich ist anstelle des Frontalkampfs. Man wird sehen warum. Ebenfalls positiv ist der Durchschlagswert mit bis zu 294 cm (APCR). Der einzige Gegner der frontal so gut wie gar nicht zu durchschlagen ist, ist der T110E3. Alle anderen kriegen vom Löwen ein paar Löcher in die Panzerung. Die Feuerkadenz von 5,45 Schuss/Minute ist auch okay, jedoch empfehle ich sie mit Buffood (Schokolade) im Spiel noch ein Quentchen anzuheben.

      Die Schadenswirkung (310 Strukturpunkte mittlerer Schaden bei AP/APCR-Munition) ist wesentlich geringer als in anderen Tier-VIII-Heavies. Meinem Empfinden nach für diesen Panzer zu gering. Das bedeutet, dass man das ohnehin schon verletzliche Fahrzeug öfter als andere Eimer in oftmals gefährliche Schussposition manövrieren muss, was dann gern immer einen auf den Sack gibt.

      Eine kleine Schwierigkeit versteckt sich noch in der Kanone, denn der negative Richtbereich ist sehr klein, sodass Snipern von erhöhter Position nur aus sehr großer Entfernung wirksam ist.

      In allen anderen Eigenschaften dieses Fahrzeugs zeigt der Löwe seine Ecken und Kanten, die mit spielerischem Können ausgeglichen werden wollen. Als da wären:

      Panzerung:

      Die Panzerung des Löwen ist sehr speziell. Ich würde mal sagen sie ist gar nicht so schlecht, wenn man mal vom Turm absieht der wie ein umgestülpter Topf aussieht. 120 mm Panzerung am Turm sind auf dieser Stufe recht wenig und hält nur Medium-Panzer gleicher Stufe oder einige niedrigstufigere Gegner vom Durchschlag durch den Turm wirkungsvoll ab. Allerdings ist die große Kanonenblende kaum zu durchschlagen. Wackeln mit dem Turm bringt allerdings nichts, da die Weakspots des Turms eher an den Seiten liegen und dadurch vergrößert würden. Dadurch kann man den Turm quasi kaum schützen. Erfahrene Spieler werden die Weakspots treffen und es ist eher Glück, wenn AP-Munition am Turm sinnlos zerschellt. Daher noch einmal: Nur auf Entfernung ist der Turm ein sehr guter Schutz.

      Die Front kommt ebenfalls mit 120 mm Panzerung. Nicht die Welt. Durch Winkeln ist die relative Dicke der Frontpanzerung zwar noch einmal steigerbar, sodass tatsächlich - gerade auf etwas Entfernung - auch dicke Gegnergranaten abprallen können. Besser ist für den Löwen auf Entfernung Hulldown zu stehen.

      Im Nahkampf hilft nur Sidescrapen im sehr steilen Winkel.

      Die Schwachpunkte kann man bei einer fiktiven Begegnung mit einem Tiger II mit Topkanone und geladener APCR-Munition sehr schön sehen:

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      (Löwe im Nahkampf mit Tiger II (10,5 cm Kw.K. L/68 und APCR) frontal und Sidescraping-Position)

      Geschwindigkeit und Bewegung:

      Was dann noch an Eigenschaften folgt ist leider mehr als grausam. In einem Satz: Der Löwe ist kein schneller Jäger der Savanne, sondern eine faule lahme Ente. Die angegebenen 35 km/h werden nur durch einen sehr langen Beschleunigungsweg erreicht und bergauf reduziert sich das bei Vollgas auch gern mal auf 5 km/h. Um die Kurven kommt der Löwe auch nur sehr behäbig mit 28 Grad/Sek. Wendegeschwindigkeit. Versucht nun ein Med den Löwen auszukreiseln ist Feierabend für die Großkatze, denn der Turm bringt es nur auf 20 Grad/Sekunde Drehgeschwindigkeit. Selbst ein Tiger I kann einen Löwen auskreiseln.

      Deshalb merken: Meds sind nur auf Abstand leichte Löwen-Ziele. Kommen sie heran und man steht alleine kann man direkt aussteigen.

      Als Ausrüstung empfehle ich Multikit und Repkit (Löwe brennt gern) und Buffood. Weiterhin Ansetzer, Richtantrieb und zur Erhöhung der Genauigkeit den Stabilisator.

      Die Spielpraxis im Löwen

      Der Löwe hat leider kein bevorzugtes Matchmaking. Dass heisst, dass er gern mal Lowtier in Tier-X-Gefechten landet. Dazu am Ende noch ein paar Worte.

      Das allererste To-Do eines Löwen-Fahrers ist die Analyse und Einschätzung des Spiels anhand der Karte und der gezeigten Einstellung. Kurzes Ratespiel: Was würdet Ihr mit Kenntnis der obigen Löwe-Eigenschaften in diesem Spiel machen?

      Bildschirmfoto 2015-07-17 um 09.46.09.png

      Show Spoiler

      Der erste Gedanke in so einem Spiel ist, dass man als Löwe in 95 % der Fälle bitte gar nichts alleine macht. Das heisst, dass es in der gezeigten Aufstellung nahe liegt, mit den beiden IS-3 zusammen auf die Anhöhe zu fahren und Stellung zu beziehen. Entweder als kleine Flanke auf der Startposition unten, da man dann Hulldown hochkommt oder - auf der anderen Seite - stark gewinkelt an den Panzersperren. Die kleine Kuppe dort reicht für eine Hulldown-Stellung im Löwen nicht aus. Dazu hilft Beten das die Mediums ihren Job machen.



      Anhand dieses Beispielgefechts, das es auch als Video zu sehen gibt, will ich die Löwen-Fahrerei mal praxisnah erläutern:

      Es kam natürlich gleich zu Anfang anders als gedacht. Die IS-3 fuhren die Flanke und alle anderen fuhren mit. Das heisst für den Löwen: Auch mitfahren! Denn der Kardinalfehler im Löwen ist, irgendetwas alleine machen zu wollen. Der Löwe hat einen großen Vorteil, der in vielen Köpfen erfahrener Gegner verankert ist: Er wird erstmal ignoriert. Das mag daran liegen, dass bekanntermaßen sehr viele Neulinge sich einen Löwen kaufen und damit trotz der guten Kanone nicht umgehen können. Deshalb sind andere für den Gegner zuerst auszuschalten. Um den Löwen wird sich meistens zum Schluss gekümmert. Auch diesen Vorteil kann man ausnutzen, aber eben nur wenn man sich zwischen anderen Panzern aus dem eigenen Team befindet.

      Man sieht auch am Anfang des Videos sehr schön, dass ich eigentlich rauffahren will, mich aber dann umentscheide.

      Natürlich ist man in so einer Situation, in der alle die Flanke fahren, schnell im Zweifrontenkrieg. Die schweren Gegner kommen über die Kuppe von hinten und von vorn hat man es in der Regel mit einigen Meds zu tun. In dem Fall versuche ich mich dann im Zentrum der eigenen Mannschaft aufzuhalten, sofern ich da Schussfeld habe.

      Bei Minute 1:35 sieht man sehr schön, dass nun von hinten ein Gegner-IS und ein Gegner-IS-3 auftauchen und dann von vorn ein SU-100 dem weiteren Vorwärtskommen entgegen steht. Na prima. Deshalb mag ich Lemmingtrains. :facepalm:

      Bleibt die Hoffnung, dass die vorderen den SU-100 killen können. Ich guck mir das kurz mal an und hole mir eine Einschätzung ab ob das klappen kann, entscheide mich das "Klappen" etwas zu beschleunigen, (Minute 2:04) bevor ich mich um die hinten anrückenden Gegner kümmere. Das dauert dann im Löwen allerdings seine Zeit. Gottseidank finde ich erstmal eine Entfernungsposition (2:33). Der Entfernungsschuss durchs Fenster ging daneben, da hat mein Daumen zu sehr gezuckt (2:42). Mittlerweile bin ich nun leider auch die äußere Verteidigungslinie (2:56). Deshalb so schnell es eben geht in Sidescrapingposition, gottseidank in Entfernung. Und... irgendwas unsichtbares beharkt mich da. Aber erstmal egal (3:05).

      Auf Entfernung klappt Sidescraping sehr gut, man sieht dass die Gegner fein die Ketten ziehen aber sonst nicht viel passiert (3:11). Der Centurion fährt zwar vor und auf mich zu, aber ich konzentriere mich darauf den IS-3 aus dem Spiel zu nehmen. Denn.... gegen zwei Gegner kämpfen ist unmöglich im Löwen - einfach mangels ausreichender Beweglichkeit. Also noch eine Schelle für den IS-3 (3:33).

      Ärgerlich übrigens, kommt gern auch im Löwen immer wieder vor, dass ein Schuss nicht ausreicht den Gegner ganz zu zerstören, sondern er mit wenig Rest-Hullpoints stehen bleibt. Das ist gerade im Löwen oft der Unterschied zwischen Leben und Tod... im Falle des Nichtzerstörens meist letzteres.

      Der Centurion ist nun heran und kann mich aus seiner Position prima in die Seite treffen. Wie ich aber gemerkt habe ist der IS-3 offenbar nicht mit viel Hirn gesegnet (bewegt sich nicht, schiesst ungenau andauernd auf die Ketten), dass ich es wage ihm ein bisschen mehr von mir zu zeigen, um mit fuchtelnder Kanone den Centurion noch einen klitzekleinen Augenblick länger in Schach zu halten (3:39). Dadurch kann ich den IS-3 nun endlich zu Klump zu schießen (3:46). Durch die geringe Schadenswirkung ist Runterschießen im Löwen eine echt anstrengende Angelegenheit. O.o

      Dann, nächste Sidescrapingposition für den Dogfight mit dem Centurion (3:56). Netterweise werde ich beim Einzielen auch noch angedengelt, sodass der Schuss beim Centurion in die Ketten geht (4:06). Dann kommt leider irgendwas dickes von Gegenüber, da ich offenbar meine Löwen-Unsichtbar-Wirkung verloren habe (4:11). Und es reicht leider auch nicht, dem Centurion den Garaus zu machen, da sich KV-4 und SU-152 auf mich eingeschossen haben. Es passiert das, was in sehr sehr vielen Gefechten passiert: Feierabend im Löwen (4:15).

      Was wird also deutlich?

      • Keine Solo-Touren machen (= Löwen-Noob-Faktor ausnutzen)
      • Wann immer möglich, aus Entfernung wirken und die Genauigkeit der Kanone nutzen
      • scharfer Winkel beim Sidescrapen (5 - 10 Grad max.)
      • Hulldown fahren wann immer möglich
      • Entscheidungen treffen, immer und immer wieder: Wie wirke ich in genau dieser Situation am wirkungsvollsten? Auch manchmal auf Kosten des eigenen Daseins.
      • Bleib so lange wie möglich unauffällig, die Gegner merken spät, dass der Beschuss vom Löwen kommt wenn du in der Menge des eigenen Teams verschwindest.
      • Haben sich die Gegner auf dich eingezielt: Versuch so viel wie möglich Schaden zu machen. Fliehen ist zwecklos.


      Das Gefecht ging übrigens gut aus:

      IMG_1901.PNG

      Noch ein Wort zu Lowtier-Fahrten im Löwen. Das ist - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Himmelfahrtskommando. Zwar wird man noch ein bisschen mehr ignoriert als als Hightier, aber wirken kann der Löwe hier nur mit extremer Vorsicht. Hier in der Menge der eigenen Heavies zu verschwinden kann fatal sein, weshalb ich Lowtier immer versuche entweder eine kleine Flanke zu fahren (mehr ist wegen des Motors eh nicht drin) oder solange versteckt und unsichtbar zu bleiben, bis ich eine gute Gelegenheit habe einem beschäftigten Gegner eins Reinzudrücken. Auch wenn es verglichen mit den Tier-X-Kanonen nur ein Nadelstich ist. Wie in einem anderen Thread geschrieben fahre ich Lowtier auf dem Ölfeld deshalb gern durch die Mitte (beide Seiten gut gedeckt, lange unsichtbar, von unten die Höhlenschlacht mit kleinem Vorstoß beharkbar). Für Lowtier gilt: Die kleinen Gelegenheiten nutzen. Bist du entdeckt und kümmert sich wer um dich ist es schlicht und einfach aus.

      Ganz hinten an der Heavy-Front anstellen geht Lowtier manchmal auch.

      Dennoch, ich mag die Challenge in der Großkatze. Es fordert einem ähnlich viel Skill ab wie der Panther II oder der E25, weshalb die Kiste für Neulinge absolut ungeeignet ist. Durch die recht kleinen Granaten ist auch die Creditausbeute sehr okay.

      Trotz solo sehr schwer über 40 (!) zu kriegender Winrate bekommt man im Vergleich mit anderen mit Hirn eine recht gute Fahrweise hin, was ja die STAR1-Wertung ausdrückt:

      Bildschirmfoto 2015-07-17 um 10.28.55.png

      Hier sieht man nochmal sehr schön: Häufiges Abrauchen, eher wenig Kills, dafür hohe Genauigkeit und so lala Schadenswirkung pro Gefecht. Man muss ein bisschen leidensfähig sein für den Eimer. :)
    • Wunderbar geschrieben Arnie :)
      Der Schaden den Gun austeilt könnte meines erachtens auch wie du sagst etwas angehoben werden.
      Ansonsten geb ich dir recht er ist einer der am schwierigsten zu spielenden T8 Panzer aber der Name und vll das aussehen lockt viele Neulinge an sich diesen gleich als erstes in die Garage zu stellen weshalb der Löwe ja auch seinen Noobpanzer Namen hat.
      Tolle Guide weiter so!
    • Hi, wieder mal ein toller Guide von Dir.
      Ich bewundere immer wie gut du so was beschreiben kannst.

      O.o Aber du hast etwas als Bemerkung zum Lowtier weggelassen.

      Sollte im eigenen Team ein KV-4 mit dem Kommandanten Andreas_kober74 auftauchen.....

      Das Spiel kann nicht gewonnen werden, da hilft auch anstrengen nicht. :D :whistling:
    • Ich habe ihn damals im Schweren Paket mit T34 gekauft. Die Taktik läuft bei mir ähnlich, ich bin nur ein bisschen Aggressiver. Mal geht es gut mal schlecht. Ich fahre ihn mit Multi repkit, Food und Adrenalin. Zubehör: Lüfter, Ansetzter und Stabil. Nach 269 Spielen steht er bei 52%. Ob ich ihn nochmal kaufen würde weiß ich nicht, ich mag Sachen, die man selten sieht. Der DW2 lief bei mir auch gut.
    • Wieder ein schöner Beitrag von dir. Jetzt glühen dir bestimmt die Finger . Möchte nur noch etwas ergänzt. Für alle Noob mit leseschwäche.
      ArnieQ schrieb "
      • Wann immer möglich, aus Entfernung wirken und die Genauigkeit der Kanone nutzen" damit ist kein campen gemeint. Sondern aktives wirken aus dritter Reihe. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
    • @ArnieQ, schöner Bericht zu meinem mittlerweile Lieblingspremium T8. Ich habe mir den Panzer auch zu Noobzeiten geholt. Aber eigentlich war der Löwe damals unspielbar. Nach dem Buff geht es wesentlich besser. Und nun kann / muss ich die Altlasten aufarbeiten.
      Er ist generell immer noch schwer zu spielen. Sidescrapping und Anwinkeln sind absolut Pflicht. Ansonsten kommt jeder Depp durch. Generell mache ich mit dem Ding nie viele Meter und halte mich eher im Hintergrund. Ich finde den Löwen nicht so mapabhängig wie den T34. Der Löwe fühlt sich auch in T9 wohl. Hier aber ich meinen Großteil der Goldenen M's auf dem Eimer geholt. Allerdings lebt er davon, dass man von den Gegnern gern ignoriert wird.
      Die Kreditausbeute entschädigt aber für seine anstrengende Spielweise.
      Stabil bleiben!